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Themenmittwoch

Nervös und mit einer dunklen Vorahnung, die aber durch den Gedanken:"Achwas, niemals!", wieder weggeschoben wurde, fuhr ich zu meinem besten Kumpel und seiner Frau. Diese entschied nämlich kurzerhand den einen Tester, den sie noch hatte mir in die Hand zu drücken. Sie konnte es selber nicht mehr ertragen, dass ich nun schon fünf Tage überfällig war, aber mich einfach nicht getraut hatte, einen Test zu machen.

 

Als ich ankam wurde auch nicht lange gefackelt. Ich wurde mit dem Tester ins Bad geschickt und jegliche Art der Weigerung wurde im Keim erstickt *grins*.

Gesagt, getan. das Dingen stand da nun und kein Mensch glaubt mir, wie sich mein Magen anfühlte. Ich dachte immer wieder, dass es sowieso nicht möglich sei (so wie meine Freundinnen im Übrigen auch: "So schnell wird man nicht schwanger!") "Haha, der war gut!", denke ich mir jetzt im Nachhinein. In der Zeit des Wartens, bewegte ich mich jedenfalls wie ein unruhiger, eingesperrter Tiger im Käfig., durchs Haus.

 

"Na, wollen wir gucken?", hörte ich die Frau meines Besten rufen. Alles zog sich in mir zusammen und als ich mir dann schon einen Fluchtplan im Kopf zurecht gelegt hatte, wie ich aus dieser Situation rauskommen könnte (als ob das helfen würde), kam sie grinsend rein.

 

Ich konnte noch einmal gerade so Luft holen, da streckte sie mir schon die Hand entgegen: "Gratulation zum Baby" *Bääämm* und da saß ich nun mit meinem Talent. Zwei Stunden unfähig klar zu denken, mit dem Ding in der Hand. Irgendein so unsinniger Teil in mir dachte, okay schütteln wir das Teil mal, vielleicht überlegt es sich der Tester mit den unmissverständlichen Worten direkt noch einmal anders. Wie ich den Tester auch drehte und wendete, er sagt mir bis heute - ich bin schwanger!

 

Bis heute, ist ein gutes Stichwort. Man mag kaum glauben, wie sehr sich bereits schon mein Leben verändert hat. Gerade sitze ich in dem zukünftigen Zimmer der Kleinen und schreibe diesen Text. Das Zimmer sieht noch ziemlich verloren und leer aus. Die Einrichtung fehlt noch.

 

Neben der fehlenden Einrichtung fehlt noch einiges. So viele Anträge sind gestellt beim Amt und noch kein einziger ist durch, die Ängste, dass alles zu knapp wird steigen immer mehr an. Entbindungstermin ist schließlich schon der 25.02.2019.

 

Andere würden jetzt sagen, dass das schon wird, es sind ja schließlich noch drei Monate. Ja, mag sein. Andere haben aber auch gute Unterstützung und so komme ich schon zu dem persönlichen Brennpunkt dieses Themas, welches mich immer recht schnell sauer werden lässt. So viele kennen dein Leben nicht, aber wollen urteilen. Und - man mag es kaum glauben: Die Probleme fingen mit Tag eins des Bekanntwerdens der Schwangerschaft an.

 

In Woche 8 oder 9 wollte ich mich schon einmal nach Wohnungen umgucken und parallel einen Antrag auf Umzug beim Arbeitsamt stellen: "Ach Jenny, übertreib mal nicht, es ist noch so viel Zeit!" Ja... super, sieht man ja jetzt wie lange das Amt braucht. Vor dem ET brauche ich nun auch nicht mehr umziehen. Hätte ich einfach mal, wie ich es mittlerweile mache, einfach nur auf mein Bauchgefühl gehört und einfach das gemacht wonach mir ist.

 

Ja, mittlerweile habe ich mich echt sehr verändert. Ich weiß genau was ich will und was nicht, wen ich in meinem Leben haben will und wen nicht. Ich vertrete stärker denn je meine eigene Meinung, speziell wenn es um meine Kleine geht.. Dazu gehört sogar, dass ich Familienmitglieder aus bestimmten Gründen aus meinem Leben verbannt habe. Das klingt jetzt hart, man muss bedenken, wie ich schon einmal erwähnt habe, bin ich in Pflegefamilien und kurzzeitig im Heim aufgewachsen. Was ich Familie nenne, sind eher Familienfetzen. Mal Kontakt, mal nicht; so muss man sich das vorstellen. Genau dieses mal Kontakt haben und mal nicht, ist nämlich auch der Grund, warum ich es komplett gestrichen habe, da ich nicht meiner Tochter später sagen will: "Nee... du XY will jetzt erstmal wieder keinen Kontakt haben. (Da dieser Beitrag öffentlich ist, er bezieht sich NICHT auf eine bestimmte Person, sondern tatsächlich auf mehrere Personen).

 

Auch saß ich die Anfangszeit mit Rauchern in einem Raum.. Heute - für mich unmöglich. Vermutlich weil ich selber jetzt merke, wie das Atmen eingeschränkt wird, wenn man selber nun sieben Monate schon nicht mehr raucht. Man hat echt das Gefühl zu ersticken. Und klingt irgendwie kitschig, man wird schon mehr und mehr Mama in der Schwangerschaft und denkt nur noch an das Wohl seiner Kleinen. Man mag es dreist nennen, aber ich habe tatsächlich in Facebook dazu einen Beitrag geschrieben, dass ich das einfach in Zukunft nicht mehr akzeptieren werde. Auch dazu gab es hier schon einmal ganz kurz einen Beitrag, indem ich Versprach diesen Beitrag hier auch noch einmal zu teilen! Das werde ich auch noch machen.

 

Mein Lieblingsthema und das, was mich so richtig stört - Kindsbewegungen! Glaubt mir, wenn ihr sagt, dass ihr in Woche 16 euer Kind zum ersten Mal gespürt habt, kommt Gegenwind. "Wieeee, dass ist doch viel zu früh XY hat erst in der Woche X ihr Kind gespürt, von daher kann das ja gar nicht sein!" Wenn ihr glaubt, dass sei alles! Nein! Deine Erfahrung wird dabei noch schön ins Lächerliche gezogen, dass du es dir einbildest! Teilweise kommen noch dumme Whatsapp Smileys hinterher, dass du am liebsten die Person durch das Telefon ziehen möchtest. Du kannst denen auch sagen, dass die Frauenärztin bestätigt hat, dass ab der 15. Schwangerschaftswoche Kindsbewegungen völlig normal sind, es ist denen egal. Das Witzige ist, diese Personen sind meist selber nicht schwanger, die es besser wissen wollen.

 

Am Anfang der Schwangerschaft hört man Sätze wie, dass die Menschen immer für dich da sind und die FREUNDE reagieren erst wie folgt: "Oh, du bekommst ein Baby, so toll! Wenn du was brauchst, melde dich!"... "Ich bin immer für dich da, sag wenn du was brauchst!" ... Fazit: ich bekomme vielleicht ein, zweimal im Monat Besuch und das von Leuten, die mir nicht mit diesen Sätzen kamen. Sie reden nicht, sie machen nämlich einfach! Andere Fahren mehr oder weniger stumpf an deiner Haustür vorbei. Glaub nicht, dass du die Menschen dann mehr zu sehen bekommnst, nur weil du schwanger bist. Nein!

 

Im Gegenteil, die Menschen, die Anfangs so toll reagiert haben, sind meist die Menschen, die dich am meisten verletzen. Jedes Mal: "Ach, übertreib nicht, stell dich beim Essen nicht so an!" Oder auch ein gern gesagter Spruch: "Ach, ein wenig kannst du davon essen!". Sie verstehen nicht, dass es gar nicht um die Menge geht, sondern ausgerechnet die eine Ecke, die du dann isst, kann schädliche Stoffe enthalten. Da ist die Menge egal. Aber ich denke das interessiert die Menschen allgemein nicht. Sie sind einfach nicht zufrieden, wenn sie dir nicht reinreden können, dir alles schlecht reden können, oder was auch immmer. Ich meine, warum lassen sie dich nicht einfach in Ruhe? Sie müssten doch sehen, dass du einfach nur versuchst verantwortungsbewusst mit der Schwangerschaft umzugehen?

 

Naja, mein persönliches Fazit war, dass ich alle diese Menschen aus meinem Leben gestrichen habe. Man mag es kaum glauben, so wie du gute Freunde auch in der Schwangerschaft verlierst, kommen in der Schwangerschaft neue Freundschaften (auch mit Mamas) zustande. Ich glaube fast, es ist so gewollt. Du schlägst mit einem Baby eine ganz neue Richtung in die Zukunft ein und dabei ist es wichtig, dass du Menschen um dich herum hast, die ungefähr die gleiche Meinung wie du vertreten. Was bringen dir Menschen, die schon in deiner Schwangerschaft dich für lächerlich erklären und dich auch einfach provozieren mit Ihrer Art. Sie sollten doch eigentlich genau das Gegenteil wollen, dass du dich wohlfühlst während du schwanger bist und hinter dir stehen. Ja, sie stehen hinter dir *zwinker* zum Lästern mit einem Messer in der Hand, überspitzt gesagt.

 

Trotz dieser ganzen Negativ Beispiele bist du aber trotzdem glücklich! Du siehst deinen Bauch wachsen, was einfach ein unfassbar tolles Gefühl ist. Dein Kind in dir strampelt immer doller und manchmal wird die dabei sogar ganz anders *grins*. Klar, es ist ein komisches Gefühl, aber man muss schon ehrlich sein. Die ersten Male ist es ein so ungewohntes und auch komisches Gefühl. Irgendwann merkst du die leichten Bewegungen schon gar nicht mehr. Sie gehören fast dazu. Dir ist auch das Gewicht irgendwann egal. Du grinst einfach irgendwann nur noch über das Gewicht. Der Moment, wo du die Jeans alle zur Seite gelegt hast, weil sie nicht mehr passten, war übrigens einer der schönsten Momente für mich.

 

Meine größte Belastung ist allerdings die, dass die Kleine wohl ohne Papa aufwachsen wird. So oft denke ich darüber nach, weil ich einfach möchte, dass sie ein besseres Leben hat, als ich es hatte. Klar, das wird sie so oder so haben, so schwer ist das nicht hart gesagt. Aber ich möchte das meine Kleine auf ihr Leben zurückschaut und sagt, meine Kindheit war toll! Wie sehr würde ich mir für sie eine Oma, Opa und einen Papa wünschen, was ihr wohl leider verwehrt bleibt. So häufig war ich niedergeschlagen, hatte dadurch auch echt Panikattacken, ob ich das alleine packe und zusätzlich zu den ganzen negativen Gefühlen musst du erkennen, dass so viele Freunde eigentlich keine sind. Denn genau in der Zeit hättest du sie gebraucht und sie waren nicht da!

 

Ich kann einfach nur jeder Schwangeren da draußen sagen, zieht euer Ding durch. Denn das mache ich jetzt. Und jetzt bin ich glücklich und stärker denn je. Ignoriert die Meinung anderer, wenn sie euch nicht angebracht erscheint. Erst wenn ihr erkennt, das IHR die MAMA von EUREM Baby seid und das somit IHR ganz ALLEIN die Verantwortung für euer Baby tragt, fällt es leichter seinen eigenen Weg zu gehen.

 

Ja, ich habe Freundschaften verloren, ja ich habe ein Stück "Familie" verloren, aber wisst ihr was? Im Februar gewinne ich mein Baby dazu und neue Freundschaften, lassen sich immer finden *zwinker*.

 

Genießt einfach wie euer Bauch wächst, genießt es wie ihr eure große Kugel auf der Couch eincremt und euer Baby gegen eure Hand drückt. Und vorallem genießt das ihr jetzt Essen könnt und zunehmen könnt und das ganz ohne Schuldgefühle *grins*. Das Gewicht ist sowieso so eine Sache, was ich ganz beiseite schieben würde. Das ist total egal! Wichtig ist, dass du und dein Kind gesund seid.

 

Als Schlusswort möchte ich noch einmal betonen, wie stark mich einfach die Schwangerschaft bis jetzt schon gemacht hat. Und mit jedem Monat wächst die Liebe zu deinem Kind im Bauch. Ich bin von oben bis unten prall gefüllt mit Liebe für mein Kind.

 

Macht es gut

 

Eure Jenny mit Fellnase und einer Prinzessin im Bauch <3